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Ärztinnen- und Ärztemangel bedroht Weiterbildung in den Gesundheitsämtern

Pressemitteilung
Berlin, 06.06.2023

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Ein großer Teil der Fachärztinnen und Fachärzte für Öffentliches Gesundheitswesen geht auf den Ruhe-stand zu, gleichzeitig rücken zu wenige neue nach. Das geht aus der neuen Ärztestatistik der Bundesärzte-kammer hervor. Sie bildet die Situation am 31. Januar 2022 ab.
„Zwar hat sich die Zahl der insgesamt in den Gesundheitsämtern tätigen Ärztinnen und Ärzte nach Beginn der Corona-Pandemie deutlich erhöht . Nach wie vor gibt es aber viel zu wenig Fachärztinnen und -ärzte für Öffentliches Gesundheitswesen in Deutschland – im Schnitt sind es gerade einmal eine/r pro Gesund-heitsamt. In den kommenden Jahren werden außerdem sehr viele Kolleginnen und Kollegen in den Ruhe-stand gehen. Wir müssen jetzt durch attraktive Arbeitsbedingungen und verstärkte Weiterbildungsanstren-gungen dauerhaft mehr Nachwuchs für die Gesundheitsämter gewinnen. Gleichzeitig müssen wir den Fachkräften eine langfristige Perspektive bieten, die durch den ÖGD-Pakt in die Ämter gekommen sind“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Dr. Johannes Nießen.
Laut der BÄK-Ärztestatistik arbeiteten in den Gesundheitsämtern in Deutschland Ende 2019 vor Beginn der Pandemie insgesamt 2.564 Ärztinnen und Ärzte. Bis Ende 2022 ist ihre Zahl auf 3.529 gestiegen. Dieser Anstieg nach jahrzehntelangem Rückgang ist vor allem auf die personelle Verstärkung durch die Finanzmit-tel aus dem Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst zurückzuführen.

Die Zahl der in den Gesundheitsämtern tätigen Fachärztinnen und Fachärzte für Öffentliches Gesundheits-wesen hat sich hingegen im gleichen Zeitraum kaum verändert. Deren Zahl hat sich von 403 (Ende 2019) lediglich auf 409 (Ende 2022) erhöht. Somit bleibt es dabei: Den rund 375 Gesundheitsämtern in Deutsch-land steht damit in Schnitt lediglich eine Fachärztin/ ein Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen zu Verfügung. „Der minimale Zuwachs während der Corona-Pandemie darf uns nicht in Sicherheit wiegen, denn die Altersstruktur der Fachgruppe ist dramatisch“, warnte Nießen.

Laut der BÄK-Statistik waren Ende 2022 48 Prozent aller berufstätigen Fachärztinnen und Fachärzte für Öf-fentliches Gesundheitswesen 60 Jahre und älter. Zum Vergleich: Bei sämtlichen berufstätigen Ärztinnen und Ärzten liegt der Anteil der über 60-jährigen bei circa 22 Prozent.
Gleichzeitig erwarben im Jahr 2022 nur 36 Ärztinnen oder Ärzte ihren Weiterbildungsabschluss für dieses Fachgebiet
„Wenn wir hier keine Trendwende schaffen und mehr Fachärztinnen und Fachärzte für Öffentliches Ge-sundheitswesen gewinnen, wird die Weiterbildung dazu in Zukunft immer schwerer werden. Es wird dann unmöglich, die Leitung von Gesundheitsämter mit den entsprechenden Fachärztinnen oder Fachärzten zu besetzen“, warnte Nießen.