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BVÖGD begrüßt Ausbau der Gesundheitsämter in Bayern – aber Tarifsituation weiter unbefriedigend

Pressemitteilung
Berlin, 18. Juni 2021

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Berlin – Der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) lobt den Ausbau der Gesundheitsämter in Bayern, weist aber darauf hin, dass die Gewinnung von Ärzten für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) wegen fehlender arztspezifischer Tarifverträge weiterhin äußerst schwierig ist.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hatte Mitte Juni vorgerechnet, dass der Freistaat im Rahmen des sogenannten ÖGD-Paktes bereits mehr als 1.500 neue Stellen für medizinisches Fachpersonal geschaffen habe. „Die Corona-Pandemie hat allen ins Bewusstsein gerufen, wie wichtig die Arbeit der Ärztinnen und Ärzte und übrigen Mitarbeiter in den Gesundheitsämtern ist. Die Politik bemüht sich daher auf Bundes- und Landesebene sehr um den Ausbau des ÖGD“, sagte die BVÖGD-Vorsitzende Dr. Ute Teichert.

„Umso unverständlicher ist, dass die kommunalen Arbeitgeber weiterhin einen spezifischen Tarifvertrag für die Ärztinnen und Ärzte im ÖGD verweigern“, kritisierte der tarifpolitische Sprecher des Verbandes, Dr. Matthias Albers. Er wies darauf hin, dass selbst der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) – und damit die kommunalen Arbeitgeber – Ärztinnen und Ärzte in Gesundheitsämtern gegenüber Kolleginnen und Kollegen im Krankenhaus für finanziell benachteiligt hält. Der DstGB-Hauptgeschäftsführer Dr. Gerd Landsberg hatte auf der Jahrestagung des dbb – Beamtenbund und Tarifunion erklärt: „Wir haben in den Gesundheitsämtern seit vielen Jahren Personaldefizite beklagt, ohne dass sich jemand dafür interessiert hätte. Die Arbeit ist dort wenig lukrativ, insbesondere die dringend benötigten Ärzte meiden den ÖGD. Jetzt, wo die Ämter im Zentrum des allgemeinen Interesses stehen, entsteht hoffentlich Bereitschaft, bei der Bezahlung nachzulegen.“

Laut der bayerischen Staatsregierung ist die Zahl der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern in den vergangenen 18 Jahren um ein Drittel zurückgegangen. Zudem sei über die Hälfte der Medizinerinnen und Mediziner in den Ämtern älter als 50 Jahre. „Der Personalbedarf ist enorm. Die Ämter können qualifizierten Nachwuchs nur dann gewinnen, wenn sie bei der Bezahlung im Vergleich zu Klinik und Praxis konkurrenzfähig sind. Daher brauchen wir arztspezifische Tarifverträge im ÖGD“, so Albers.