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Gesundheitsamt bildet Fachärztin aus

Nach dem Abschluss ihres Medizin-Studiums war Regina Ellwanger (30) als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Ebola-Projekt des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin tätig. Die Infektiologie ist ein Steckenpferd der jungen Medizinerin. Seit Sommer 2016 bildet sie sich zur Fachärztin im öffentlichen Gesundheitswesen weiter. Ausbildungsstätte ist das Frankfurter Gesundheitsamt

„Als wissenschaftliche Mitarbeiterin am RKI hatte ich keine Möglichkeit, mich in eine Facharzt-Richtung weiterzubilden“, sagt Ellwanger. Sie stammt aus der Nähe von Kiel und kam zum Studium nach Frankfurt. Als sie mit dem Studium fertig gewesen sei, habe es die Stelle beim Gesundheitsamt noch nicht gegeben, so dass sie zunächst nach Berlin ging. „Als die Stelle ausgeschrieben wurde, war dies für mich die Gelegenheit, weiter im öffentlichen Gesundheitswesen zu arbeiten und das mit einem Facharzttitel zu verknüpfen.“

Nicht zum ersten Mal ist Ellwanger im Frankfurter Gesundheitsamt tätig. Erste Einblicke in die Behörde mit Sitz in der Breiten Gasse erhielt sie während ihres praktischen Jahres 2014. „Ich war damals die Erste, die im praktischen Jahr im Gesundheitsamt war“, erinnert sich Ellwanger. „Schon damals hat mir die Arbeit sehr gut gefallen.“

Schwieriger Titel

Ellwanger weiß, dass es – gemessen an den klassischen Fachrichtungen – nur wenige junge Ärzte gibt, die sich für einen Facharzt im öffentlichen Gesundheitswesen entscheiden. Professor René Gottschalk, Leiter des Frankfurter Gesundheitsamtes, führt das auch darauf zurück, dass es der schwierigste Facharzttitel überhaupt sei. Ob das wirklich so ist, weiß Ellwanger nicht. „Die Dauer ist nicht viel länger als bei anderen Fachrichtungen“, sagt sie. Nach fünf Jahren sei man fertig. Voraussetzung ist die Approbation, also die Zulassung, um als Arzt zu praktizieren.

„Wesentlicher Bestandteil der Facharztweiterbildung ist, dass man drei Jahre klinisch in der Patientenversorgung arbeitet, davon mindestens ein halbes Jahr in der Psychiatrie“, erläutert Ellwanger. Im März habe sie – vermittelt durch das Frankfurter Gesundheitsamt – am Universitätsklinikum mit der für angehende Fachärzte vorgeschriebenen Klinikzeit begonnen. Derzeit ist sie auf der Infektiologie als Stationsärztin im Einsatz. „Gerade die Infektiologie kann man wunderbar verbinden mit den Aufgaben im öffentlichen Gesundheitswesen“, sagt sie. Denn der Infektionsschutz sei für das Gesundheitsamt eine der großen Pflichtaufgaben.

Als Herausforderung der Facharztweiterbildung sieht sie, dass sie während des Studiums nicht weiter auf die Themenfelder vorbereitet wurde, die im öffentlichen Gesundheitswesen die zentrale Rolle spielen. Dazu gehörten neben dem Infektionsschutz beispielsweise auch die Begutachtung in der Kinder- und Jugendmedizin bei den Schuleingangsuntersuchungen, die Hygiene, der sozialpsychiatrische und der amtsärztliche Dienst.

Wichtig sei außerdem, dass man mit einem erweiterten Blick auf die Bevölkerungsmedizin schaue und Netzwerkarbeit leiste. So stehe man in Kontakt mit anderen Behörden, mit sozialen Einrichtungen, mit Schulen, aber auch mit Einzelpersonen. Das Frankfurter Gesundheitsamt sei eine große Einrichtung. Hier gebe es auch eine HIV-Beratung, Beratung für Sexarbeiter, frühe Hilfen und eine Impfberatung. Zudem eine humanitäre Sprechstunde für Menschen, die keine Krankenversicherung haben.

Hygiene

Neben der Infektiologie interessiert mich besonders auch der Bereich der Hygiene“, sagt Ellwanger. „Das hat auch etwas mit meinem praktischen Alltag im Krankenhaus zu tun.“ Die Facharztweiterbildung schließt nach drei Jahren Klinik und eineinhalb Jahren Gesundheitsamt mit einem theoretischen Teil an der Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf ab. „Frankfurt ist für mich ein absolutes Privileg, auch dass ich die vorgeschriebene Klinikzeit in der Universitätsklinik machen darf“, sagt die junge Ärztin. Und mit der Mainmetropole ist sie sowieso eng verbunden. Ihr Freund lebt hier.

Quelle:  Frankfurter neue Presse 23.10.2017