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Immer weniger Fachärzte im ÖGD

Tarifrunde 2017: Höheres Entgelt für Amtsärzte soll Nachwuchs sichern

Morgen startet in Berlin die erste Einkommensrunde für den öffentlichen Dienst der Länder. Davon sind nicht nur Lehrer oder Verwaltungsangestellte betroffen. Auch die Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern werden nach dem Tarifvertrag der Länder bezahlt. Die bessere Bezahlung soll Nachwuchskollegen anlocken.

Mit starken Forderungen in die 1. Verhandlungsrunde

Anders als ihre Kollegen in den Kliniken und Krankenhäusern, werden Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern als öffentliche Angestellte geringer entlohnt. Zusammen mit Angestellten und Beamten verschiedenster Berufsgruppen müssen Amtsärzte von den Ländern verbesserte Bedingungen erstreiten.

Der Verhandlungsführer des Deutschen Beamtenbundes (dbb), Willi Russ, tritt für die Erhöhung der Entgelte um 6 Prozent ein. Der neue Tarifvertrag soll für 12 Monate gelten. Russ findet: „Die nachlassende Konkurrenzfähigkeit der Länder auf einem immer stärker umkämpften Arbeitsmarkt kann man doch nicht einfach hinnehmen.“ (Russ zur Einkommensrunde 2017)

Junge Ärzte meiden häufig den öffentlichen Dienst

Das Argument der Wettbewerbsfähigkeit führt auch Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes e.V. (BVÖGD) an. Die Attraktivität einer Anstellung als Krankenhausarzt führe dazu, dass junge Ärzte sich gegen die Arbeit als Amtsarzt entscheiden. Erst zuletzt zeigen die verfügbaren Zahlen einen Anstieg.

In der Krise verlassen wir uns auf sie

Seit Jahren beklagt der BVÖGD regelmäßig einen Mangel an neuem Personal in den Gesundheitsämtern. Im Vordergrund steht dabei immer die vergleichsweise geringe Bezahlung. (BVÖGD beklagt Ärztemangel)
In der öffentlichen Debatte wird aber, wenn überhaupt, dann nur über den Mangel an Versorgung durch niedergelassene Ärzte gesprochen. Schließlich haben die Menschen im Alltag wesentlich seltener mit Amtsärzten zu tun. So gehört deren Arbeit zu den Tätigkeiten, bei denen Erfolge unbemerkt bleiben. Wenn die Versorgung stimmt und die allgemeine Hygiene nicht zu beanstanden ist, schenkt die Öffentlichkeit dem keine besondere Aufmerksamkeit. Meist erst in Krisensituationen und wenn einmal größere Problemherde auftreten, wird man sich der Verantwortung der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes gewahr.

Die Gesundheitsversorgung für Flüchtlinge oder die Bekämpfung einer Masern-Welle sind aktuell der Grund, warum die Bedeutung des öffentlichen Gesundheitsdienstes stärker wahrgenommen wird. Eine unzureichende personelle Ausstattung bedroht unter anderem die Infektionsabwehr. (Ärztemangel gefährdet Infektionsabwehr)

Gesundheit ist auch staatliche Aufgabe

Es sind die Gesundheitsämter, die sich um die Gesundheit der Bevölkerung als öffentliche Aufgabe kümmern. Finanziell schlechter ausgestatteten Bundesländern stellt sich das Problem, ausreichend Amtsärzte unter angemessenen Bedingungen anstellen zu können.

Quelle:

Tarifrunde 2017: Höheres Entgelt für Amtsärzte soll Nachwuchs sichern


Anmerkung: Zwar steigt seit kurzem die Zahl der im ÖGD tätigen Ärztinnen und Ärzte, das is jedoch durch überproptional viele Stellen in Teilzeit (mit-)bedingt. Weiterhin zeigt sich eine deutliche überalterung und die Zahl der im ÖGD tätigen Fachaärztinnen und -Arzte für OGD nimmt weiter ab. Die Situation ist kritisch.